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Elterntaxi abbestellen

Manche Berliner Mütter und Väter würden ihre Kinder am liebsten direkt ins Klassenzimmer fahren. Doch damit tun sie ihnen keinen Gefallen, denn auf dem Rücksitz des elterlichen Autos erwerben Kinder nicht die nötigen Kompetenzen, sich selbstständig und sicher in der Stadt zu bewegen. Der Nachwuchs muss die Motorik schulen, Erfahrungen im Straßenverkehr machen, räumliche Zusammenhänge erkennen lernen, Entfernungen und Geschwindigkeiten einschätzen üben. All das funktioniert am besten zu Fuß oder mit dem Rad.

Es schadet nicht, wenn die Schulwege etwas auffälliger sind. Foto: BUND Berlin

Natürlich meinen es Eltern gut, wenn sie ihre Kinder auf dem Weg zur Kita und zur Schule oder zu diversen Freizeitaktivitäten mit dem Auto durch die Stadt fahren. Aber das elterliche Kraftfahrzeug ist kein Garant für Sicherheit: Von allen 28.235 in Deutschland im Straßenverkehr verunglückten Kindern unter 15 Jahren saßen 38 Prozent im Auto, während nur 32 Prozent radelten und 23 Prozent zu Fuß gingen (Zahlen von 2015). Gefährdet sind aber nicht nur die eigenen Kinder. Gerade vor Grundschulen führt das hohe Aufkommen von Elterntaxis oft zu gefährlichen Situationen. Abgelenkt von den eigenen Kindern übersehen Eltern leicht andere Kinder, die vielleicht selbst eben erst aus einem Wagen gestiegen sind. Nicht wenige Helikoptereltern halten wie selbstverständlich in zweiter Reihe, im absoluten Halteverbot oder sogar auf dem Zebrastreifen, um den Nachwuchs möglichst nahe am Schultor abzusetzen. „Achtung Kinder, hier fahren eure Eltern“, warnen inzwischen Schilder vor Schulen. 

Sicherheit ist eine Frage der Übung

Kinder müssen lernen, sich im Verkehr richtig zu verhalten. Das lässt sich aber nur sehr begrenzt theoretisch einüben. Mobilitätsbildung ist eine Sache für die Praxis, was auch dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder entgegenkommt. Ob zu Fuß, mit dem Roller oder dem Fahrrad ist nebensächlich. Dabei geht es nicht nur darum, Verkehrsregeln zu verinnerlichen. Mindestens genauso wichtig ist es, die Sinne zu schärfen, die Motorik zu schulen und sich räumlich zu orientieren. Zunächst sollten die Kinder sich mit elterlicher Begleitung bewegen, dann mehr und mehr allein. Wer immer nur mit dem Auto hin- und herkutschiert wird, hat es später schwer, sich ohne fremde Hilfe sicher im Verkehr zu verhalten. Dazu kommen die gesundheitlichen Aspekte: Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule oder in den Kindergarten kommen, leiden dank der regelmäßigen Bewegung selten unter motorischen Problemen und können sich besser konzentrieren. Übrigens: Für viele Berliner Grundschulen gibt es einen Schulwegplan. Dieser hilft, den sichersten Schulweg zu finden.
 

Mehr als Verkehrsunterricht

Mobilitätsbildung richtig verstanden: Die Schulkinder lernen, über die Verkehrsmittelwahl nachzudenken (Foto: BUND Berlin)

Es ist aber nicht nur Aufgabe der Eltern, den Kindern das sichere und selbstständige Bewegen in der Stadt beizubringen. Das Berliner Schulgesetz sieht Verkehrs- und Mobilitätserziehung als besondere Erziehungs- und Bildungsaufgabe vor. Im neuen Rahmenlehrplan ist Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung eins von 13 übergreifenden Themen, die fachübergreifend und fächerverbindend für alle Altersstufen relevant sind. Anders als der klassische Verkehrsunterricht, der oft mit der Radfahrprüfung in der 4. Klasse endet, beschränkt sich Mobilitätsbildung nicht auf Sicherheitsfragen – obwohl diese natürlich auch eine wichtige Rolle spielen. Vielmehr erkunden die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel den jeweiligen Kiez, fertigen Pläne der Schulumgebung an, behandeln Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verkehrsmittel, beteiligen sich an Planungen und lernen das eigene Mobilitätsverhalten zu hinterfragen. Alles natürlich mit altersgemäßen Lernmethoden.

Zu Fuß zur Schule und zur Kita

Jedes Jahr finden bundesweit rund um den „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“-Tag am 22. September Aktionswochen statt. Dabei sind die Eltern aufgerufen, ihr Auto stehenzulassen und die Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule oder die Kita zu bringen bzw. die Kinder selbstständig zur Schule gehen zu lassen. Die Kitas und Schulen selbst gestalten in dieser Zeit ein buntes Programm rund um sichere, selbstständige und umweltfreundliche Mobilität. Der BUND unterstützt sie dabei mit Ideen, Tipps und Materialien. Seit 2009 machen in Berlin Jahr für Jahr mehrere Dutzend Schulen an der vom BUND organisierten Aktion „Zu Fuß zur Schule“ mit. Seit 2017 unterstützt der BUND auch Kitas im Rahmen des Projektes „Zu Fuß zur Kita“. Berliner Schulen und Kitas werden vom BUND auch unterstützt, wenn Sie zu einer anderen Zeit im Jahr oder sogar mehrmals im Jahr Aktionen durchführen. 

Mehr zu den BUND-Aktivitäten rund um das Thema Mobilitätsbildung unter www.mobilitaetsbildung-berlin.de

Kontakt

Gabi Jung

Zu Fuß zur Schule
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-31

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