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Insektenfreundliche Stadtplanung

Das Insektenvorkommen ist ein guter Indikator für den Zustand der biologischen Vielfalt. Auch wenn die Lage für Wildbienen, Hummeln und Wespen in der Hauptstadt weniger dramatisch als anderswo ist, besteht Handlungsbedarf: Berlin muss seine grünen Flächen bewahren und pflegen. An manchen Orten bedeutet das, Wildnis zuzulassen. Auch die Honigbienen profitieren von Grün in der Stadt.

Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der Natur und sie erfüllen wesentliche Funktionen in unseren Ökosystemen, vor allem als Bestäuber von Nutz- und Wildpflanzen erbringen sie enorme Leistungen. Der großflächige Einsatz von Pestiziden (Herbizide, Insektizide und Fungizide) in der Landwirtschaft und der Verlust von Lebensraum gehören zu den beiden Hauptgründen für den Insektenschwund. In Städten findet dieser großflächige Pestizideinsatz nicht statt. Gerade deswegen spielt die Stadtnatur eine wichtige Rolle beim Schutz von Insekten. Parks, Kleingärten, Brachflächen, und das Straßenbegleitgrün bieten viele diverse Lebensräume für Insekten.

Grünflächen insektenfreundlich pflegen

Distelfink in blüten- und insektenreichem Saum  ((c) Anne Loba)

Von großer Bedeutung für die Vielfalt von Insekten ist, ob diese naturnah gestaltet und gepflegt werden. Leider stehen Grünflächen in Berlin unter einem großen Nutzungsdruck. Sie dienen als Rückzugsorte für Ruhe und Erholung, Sport und Spielstätten und zunehmend auch als Feierorte. Ihre Funktion als Lebensräume für Tiere und Pflanzen und für die Anpassung an den Klimawandel wird dabei oft vergessen. In Kombination mit zu wenig Pflegepersonal, Ressourcen und dem fehlenden know how für eine naturnahe Pflege erleben wir dadruch in ganz Berlin einen stetigen Artenschwund.

Mit der Entwicklung „Handbuch gute Pflege“ hat die Berliner Senatsumweltverwaltung 2016 einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es enthält einen Maßnahmenkatalog für unterschiedliche Grünflächentypen in Berlin, der u. a. Vorgaben für eine naturverträgliche Pflege macht und dabei Rücksicht auf das Vorkommen und die Förderung von gebietsheimischen Tier- und Pflanzenarten nimmt. Bisher wurde das „Handbuch gute Pflege“ jedoch nur auf ausgewiesenen Pilotflächen angewendet und auch da nur vereinzelt unter ökologischen Aspekten. Die naturverträglichen und insektenfreundlichen Pflegemaßnahmen müssen landesweit umgesetzt werden. Dafür müssen die entsprechenden Ämter personell und finanziell entsprechend unterstützt und Gärtner*innen diesbezüglich geschult und ausgebildet werden.

Grünflächen erhalten und neue Flächen schaffen

Die Grundvoraussetzung, um Grünflächen insektenfreundlich zu pflegen ist, dass diese überhaupt vorhanden sind. Der immense Flächenverbrauch ist ein generelles Problem, wodurch es zu einem stetigen Verlust von Grün in unserer Stadt kommt.

Grünflächen sollten daher entsprechend der Festlegung im Flächennutzungsplan (FNP) planungsrechtlich verbindlich gesichert werden. Eine Selbstverpflichtung der Stadt, Grünflächen vor Bebauung zu schützen – so wie es die Charta für das Berliner Stadtgrün vorsieht - reicht bei weitem nicht aus. Darüber hinaus müssen zusätzliche Grünareale gesichert bzw. geschaffen werden, die die einzelnen Lebensräume in Berlin miteinander verbinden (Biotopverbund). Die zunehmende Zerschneidung unserer Stadt durch Straßen, Schienen und Bebauung führt zu einer immer stärkeren Zersplitterung ehemals zusammenhängender Grünstreifen und Populationen, die in der Folge genetisch verarmen. Neben Bahnlinienrandstreifen und Gewässerufern kommt dem Straßenbegleitgrün mit seinem linienhaften Charakter bei der Vernetzung innerstädtischer Freiräume eine wichtige Bedeutung zu. Diese fristen derzeit jedoch noch ein tristes Dasein. Eine konsequente Begrünung dieser Grünflächen mit Wildpflanzen würde neue Lebensräume für Insekten schaffen und die Vernetzung des Stadtgrüns fördern.

Insektenfreundliche Beleuchtung

In Deutschland sterben in den Sommermonaten schätzungsweise 1 Million Insekten an Straßenlaternen und gehen so dem Tierreich als Nahrungsquelle und uns als Bestäubern verloren. Normalerweise richten sich Insekten nach natürlichen Lichtquellen wie dem Mond oder den Sternen. Nichtnatürliche Lichtquellen wie Straßenlaternen sind hingegen viel heller, weswegen vorbeifliegende Insekten von ihnen abgelenkt werden. Dabei fliegen sie stundenlang im Kreis um die Lichtquelle und verbrennen an ihnen oder sinken irgendwann vor Erschöpfung zu Boden. Aber auch unser Biorhythmus nimmt durch die hellen Nächte unnötigerweise schaden.

Die Beleuchtung der Stadt muss daher insektenfreundlich, naturverträglich und energieeffizient gestaltet werden. Mit technischen Mitteln und baulichen Maßnahmen können Stadtnatur und Menschen vor schädlichen Lichtimmissionen geschützt und zugleich eine ausreichende Beleuchtung gesichert werden. Die Beleuchtung von Gebäuden und Straßen sollte so eingerichtet werden, dass einerseits das Licht dorthin strahlt, wo es benötigt, und andererseits ungewollte Abstrahlung minimiert wird.

Fassaden- und Dachbegrünung

Fassadenbegrünung in der Muthesiusstr. in Steglitz  (Reinhardt Löwe, BUND Bezirksgruppe Südwest)

Die qualitative Begrünung von Fassaden und Dächern als zusätzliches urbanes Grün sieht nicht nur schick aus, sondern erfüllt auch vielerlei wichtige ökologische Funktionen. So wird das lokale Klima positiv beeinflusst, Regenwasser nutzbar gemacht und wie andere Grünflächen in der Stadt bieten die Flächen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Mit der richtigen Planung, der richtigen Pflanzenwahl können Insekten diese Flächen gut nutzen.

Kontakt

Dirk Schäuble

Artenschutzreferent
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-39

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